Neuste Entwicklungen in der Wickeltechnik

Eine hochkarätige Schar von internationalen Spezialisten und Interessenten aus dem Bereich der Wickeltechnik traf sich am 12. Juli zum Bellmer Winder Day  in Niefern, um neueste Entwicklungen auszutauschen.

Bereits am Vorabend wurden angeregte Gespräche und Diskussionen zwischen den unterschiedlichsten Produzenten geführt. Die Fachkonferenz am Donnerstag wurde von Martin  Kollmar, geschäftsführender Gesellschafter von Bellmer, offiziell eröffnet. Einem Überblick auf die jüngsten Entwicklungen der Bellmer-Gruppe folgte eine Einführung in das Konzept des WinderDays.

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Das optimale Gesamtkonzept

Als nächstes stellte Erich Kollmar, geschäftsführender Gesellschafter von Bellmer, einen  Zusammenhang zwischen Aufrollen, Transport und Umrollen bzw. Schneiden von Tochterrollen dar. Für ein optimales Gesamtkonzept werden die jeweiligen Produktionsschritte zuerst unabhängig, dann mit den positionsübergreifenden Schnittstellen betrachtet. Die Effizienz und Wickelqualität von Tochterrollen wird maßgeblich von der Qualität der Aufrollung beeinflusst. Je nach Papiersorte kann dies mit einer konventionellen Aufrollung wie dem TurboReeler mittels Wickelhärtesteuerung BellDur gestaltet werden. Bei höheren Geschwindigkeiten und mit geringerer Porosität wird eine  Zentrumswickeleinheit an den Sekundärarm im TurboReeler Pro Paket eingesetzt. Bei  oberflächensensitiven Sorten empfiehlt sich eine Zentrumswicklung komplett über den  Aufrollvorgang, wie beim TurboCenter Reeler als Grundkonzept angelegt.

Großraumrollen aus der Aufrollung können vollautomatisiert an die folgenden Prozessschritte transportiert werden. Mit elektrischer Welle verbundene TransportCarts erledigen diese Vorgänge sicher überwacht und reproduzierbar – unabhängig, ob in Rollenschneider, Offline-Kalander bzw. Streichanlagen oder lediglich in Pufferpositionen. Für die automatisierte und effiziente Anbindung der Großrolle an z.B. den Rollenschneider wurde die klassische Form des Splices bei Verarbeitungsgeschwindigkeit der neuen Form der Anklebung mittels dem TurboButt Splicer aufbereitet. Mit einem ButtSplice kann mittels sehr dünner Klebebandtechnologie die „neue“ Papierbahn an die „alte“ Papierbahn (der letzte Nutzen eines abgewickelten Jumbo-Tambour) Stoss auf Stoss angeklebt werden. Somit können Papierbahnen je nach Anforderung problemlos „vorwärts“ oder auch gedreht „rückwärts“ weiterverarbeitet werden.

“Vier für Einen – Einer für Alle”

Im folgenden Vortrag zeigte der finnische Bellmer Wickelspezialist Ahti Peiponen die Konzeption des neuen Bellmer TurboWinder. Unter dem Motto „Vier-für-Einen“ – „Einer-für-Alle“ hatte die Bellmer-Gruppe in den vergangenen zwei Jahren mit einem interdisziplinären Team den neuen Rollenschneider konzipiert und Kunden vorgestellt. Das Team setzte sich aus Spezialisten der Bellmer Gruppe zusammen, deren Erfahrungen aus den Arbeitsphasen der Mitglieder in den Firmen Bruderhaus, Gorostidi, GapCon/SRM und Bellmer stammen.

Erfahrungsbericht aus Italien

Unter dem Motto „born to be converted“ folgte Gianluca Scaglioni, Verantwortlicher für die italienischen Produktionsstätten der Reno de Medici Gruppe mit seinen Erfahrungen und Plänen für die Schlussgruppe der Fabrik in Villa Santa Lucia. Die an der Börse in Mailand und Madrid  gehandelte Reno de Medici Gruppe betreibt neben sechs Papierfabriken auch zwei Sheeting Center. Mit über 1 Mio. Tonnen Fertigprodukten handelt es sich hier um den zweitgrößten europäischen Hersteller von Kartonagen mit Recycling-Rohstoffen. Mit der 4,45 m breiten Maschine in Villa Santa Lucia können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800 m/min hochwertige Kartonagen erstellt werden.

Die sich bisher im Einsatz befindlichen beiden Rollenschneider konnten mit der immer weiter  gesteigerten Produktivität der Anlage nicht mehr gesichert Schritt halten. Die vorhandenen  Rollenschneider wurden mit zu hohem Personaleinsatz parallel betrieben. Die Ersatzinvestition mit nur einem Rollenschneider TurboWinder wird jetzt ab Herbst die komplette Kapazität der  Kartonmaschine verarbeiten. Die komplette Automatisierung der Schlußgruppe ermöglicht dann den vollautomatischen Transport der Jumborollen aus dem Roller in den TurboUnwinder. Mit Vakuum-Unterstützung durch einen TurboFeeder 1 000 kann jetzt die Bahn in den TurboWinder eingeführt werden. Ein TurboButtsplicer erlaubt ab dem zweiten Wurf eine Stoß-auf-Stoß Verklebung der Kartonbahnen während des letzten Set change einer Mutter-Rolle, um so einen reibungslosen und sehr effizienten Umrollvorgang auf verschiedene Wickelhülsen zu gewährleisten.
Um die dann abgewickelten Kerntamboure sicher und zeitnah wieder zur Aufrollung zurück zu transportieren wurde ein Tambour Lift in die Wechselsequenz integriert. Von dessen Magazin  können die Bediener die Leertamboure mittels Hallenkran problemlos zu jedem Zeitpunkt zurück in die Aufrollung der Kartonmaschine bringen.

Kolb meets Bellmer

Weitere Erfahrungen mit einem Austausch eines Rollenschneiders in nur fünf Tagen teilte Martin Bergner, Werkleiter für die Kolb Gruppe in Kaufbeuren mit den Teilnehmern des WinderDay in Niefern. Die vorhandene Anlage verlangte, neben hohem mechanischem Aufwand zur  Instandhaltung, intensiven Personaleinsatz allein schon für das manuelle Hülsenzuführen und zeichnete sich durch hohe Lärmbelastung aus. Ein neuer Tragwalzenrollenschneider TurboWinder mit gesicherter 1-Mann Bedienung war die gemeinsam beschlossene Lösung. Da die  Produktionsanlage seit Jahren sehr gut ausgelastet ist, war die Kürze der Austauschmaßnahme einer der Schlüsselfaktoren des Projekts. „Bellmer war der einzige Anbieter, der uns weniger als 10 Tage Stillstand garantiert hatte“, so Martin Bergner. Dass nach gemeinsamer Detailkonzeption der gesamte Austausch des Rollenschneiders durch einen neuen TurboWinder in nur fünf Tagen durchgeführt werden konnte, führt er auf die bereits im Vorfeld sehr intensive und kooperative  Zusammenarbeit der beiden Häuser zurück. Alle Disziplinen hätten vorbildlich offen und mit gegenseitiger Wertschätzung diese Spitzenleistung möglich gemacht.

Effizienzsteigerung bei Wickelzeiten

Wie man Wickelkapazität mittels einer zweiten Abrollung schaffen kann, zeigte Benjamin Schuppiser, Konstruktionsgruppenleiter bei Bellmer, auf.  Mit einem verzahnten, voll  automatisierten Einsatz verschiedener Komponenten kann so wertvolle Wickelzeit „geschöpft“ werden, so dass wieder mehr Kapazität zum Schneiden von Tochterrollen zur Verfügung steht. Das übergreifende Steuerungskonzept macht diese Aggregate zu „smart products“, die – ständig  miteinander kommunizierend – dem Mitarbeiter viele Arbeitsschritte vollautomatisch abnehmen.

Automatisierung – ganz intuitiv

An dieser Stelle setzte Jan Jäger, Automatisierungsspezialist bei Bellmer, mit seiner Präsentation zur Automatisierung beim TurboWinder an. “Wir haben die Automatisierung für den Rollenschneider TurboWindernoch einmal komplett neu überdacht und dabei die Brille eines Bedieners aufgesetzt um neue bedienerfreundliche Lösungen zu finden.“ erklärte Jäger. Die TurboWinder Automatisierung integriert die komplette Steuerung mit allen Wickelfunktionen, Antriebssteuerung, vollautomatisierter Messerpositionierung, Hülsenmanagement, Sicherheitsabfragen & -funktionen
sowie den Schnittstellen in einer zentralen Prozessor Einheit (CPU).  Auf diese Weise kann mit einer Visualisierung entweder aus Bedienersicht oder aus Automatisierersicht der gesamte Wickelprozess gesteuert oder verfolgt werden. Das wohl wichtigste Werkzeug ist dabei das Diagnosesystem, das neben den mit den Schaltvorgängen üblichen Steuerungscodes auch jederzeit verständlich in  textbasierter Form die notwendigen Informationen zur Verfügung stellt.

Besonderheiten bei Fluff Pulp

Auf die Besonderheiten von Fluff Pulp ging Markus Elsemann von Bellmer ein. Beträgt die Dichte von beispielsweise Faltschachtelkarton 990 kg/m² bringt Fluff Pulp es gerade mal auf 55 kg/m². Die vorgetrocknete Zellstoffbahn wird in immer mehr Produktionsanlagen neben der klassischen Ballenverarbeitung eines Querschneiders auch als Rollenware transportiert. Die Anlage eines Fallbeispiels aus der Praxis verarbeitet Zellstoffbahnen einer unbeschnittenen Arbeitsbreite von 4.260 mm und schneidet bis zu 15 Tochterrollen in den Durchmessern von 980 bis 1.500 mm Durchmesser. Entscheidend für den Wickelerfolg ist dabei die geänderte Bahnführung des Zwei-Tragwalzenkonzepts. Auf diese Weise können mittels der Rider Roll die notwendigen Linienlasten,  Bahnzüge und entsprechenden Drehmomente feinfühlig in die Bahn eingebracht werden.

Wickeltechnik zum Anfassen

Der WinderDay fand seinen Abschluss in einem Werksrundgang bei Bellmer in Niefern.Besonders beeindruckend erwies sich eine komplett aufgestellte Schlußgruppe mit TurboTransporter, TurboButt Splicer, TurboFeeder 1000 sowie TurboWinder für Faltschachtelkarton, so dass man vorher präsentierte Elemente, Konzepte und Arbeitsschritte direkt besichtigen und mit den Spezialisten vor Ort in Dialog treten konnte. Die bewährte Mischung aus Fachvortrag, Diskussion und Austausch fand großen Anklang bei den Teilnehmern.

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